Sonntag, 1. Oktober 2017

Täbriz zur armenischen Grenze

Heute morgen habe ich mal länger geschlafen und wollte mir dann Täbriz anschauen. Allein, es gab nichts zu schauen, alle Geschäfte waren zu, die Banken auch, und vor allem die Restaurants. Die Bewohner von Täbriz bereiteten sich auf den Abschlusstag des Ashura-Festes vor. Täbriz hat sowieso nicht so viel zu bieten, wurden doch alle historischen Gebäude durch die regelmäßigen Erdbeben zerstört. In die neue Moschee konnte ich auch nicht, weil da gerade gebetet wurde. Spontan entschloss ich mich, den Täbriz-Besuch zu verkürzen und schon heute zur Grenze aufzubrechen. Ich wollte nur noch schnell tanken. 2,5 km entfernt ist die nächste Tanke, sagte das Navi. Als ich starten wollte, blieb ich schon nach 200 m in einem der Umzüge stecken. Endlich ging es weiter, da kam der nächste Umzug. Dazwischen immer die tanzenden Männergruppen. Als ich nach einer Stunde die Tankstelle erreichte, war sie zu. Ich habe die nächste angefahren, und irgendwann hatte ich den Tank voll. Es dauerte noch eine Stunde bis zum Hotel zurück, wobei ich Einbahnstraßen verkehrt herum, Fußgängerwege und gesperrte Straßen gefahren bin. Eigentlich war es schon viel zu spät, aber der Lärm der Lautsprecher und Trommeln ging mir inzwischen gehörig auf die Nerven, und ich versuchte es trotzdem.
Nach etwa 30 km ging eine kleine Straße ab in die Berge, die sich sehr schön in die Höhe schraubte. Unterwegs traf ich noch Lisi und Torsten, die seit 2 Jahren mit ihren Rädern von Australien unterwegs waren und im nächsten Frühling wieder in Deutschland eintreffen wollen. Dann kam ich an einer Abzweigung genau auf die Straße, die ich vor 3 Wochen schon einmal gefahren war. War da nicht diese blöde Schotterstraße? Ja, sie war, aber dieses Mal empfand ich sie nicht mehr als so schlimm wie damals. Ein junger Mann erzählte mir, dass die Dörfer hier im Winter von der Außenwelt abgeschnitten seien. Zuviel Schnee, der nicht geräumt wird. Kurze Zeit später ging es dann aber statt rechts nach Ardabil links hoch Richtung Armenien. Eine sehr schöne Strecke mit tollen Bergen, und kurz vor der Grenze entdeckte ich noch einen Laden mit Getränken und Süßigkeiten. Wie von Hartmut geschrieben, habe ich vor der Grenze Geld gewechselt und bin dann zum iranischen Zoll. Unheimlich nett, der erste Beamte, ich war eigentlich ziemlich schnell mit abgestempeltem Carnet de Passage durch. Leider ging es bei den Armeniern viel langsamer. Wollte der erste doch glatt mein Gepäck durchsuchen! Zum Glück konnte ich ihm das ausreden. Dann dauerte es ewig mit dem Eintragen des Motorrads. Der zuständige Beamte war nicht da, dann sprach er kein Englisch. Ein anderer rief dann immer eine Frau an, die deutsch konnte und übersetzte. Überhaupt können da viele deutsch, aus Zeiten der Sowjetunion und ihrer Stationierung in der DDR. Nach Bezahlen von etwa 10 Euro für eine Versicherung - auf diese Einnahmequelle will wohl niemand verzichten - war ich dann endlich nach 2 Stunden draußen und es war dunkel. Ich suchte mir das nächstgelegene Hotel, das sogar Internet hatte. Als ich an einem Tisch etwas zu essen sah, wollte ich auch so was. Zwei Russen und eine Kasachin luden mich ein, und sie sprach ein paar Brocken deutsch, einer von den Russen war mal 2 Jahre in der DDR bei der Armee und der andere junge Russe sprach fast perfekt Englisch. Da habe ich dann mein erstes Bier seit langem getrunken, das hat wirklich gut geschmeckt. Mal sehen, wie Armenien wird. Die Musik ist schon mal laut und gut, und die Mädels im Hotel tanzen auch mal ein paar Takte dazu. (Track31)

Reste der Zitadelle, kurz Arg genannt 
der Eingang zur neuen Moschee
alte Moschee Ali Shah aus dem 14.Jh.
Abschlussfeier zum Ashura-Fest
so sah es direkt vor dem Hotel Sina aus
Thorsten und Lisi seit 2 Jahren unterwegs, Startpunkt war Sydney
hinauf in die Berge
im Winter sind diese Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten
10 km Piste nach dem Dorf oben, zunächst noch gut

dann immer schlechter
Blick auf die Berge von Armenien

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