Samstag, 26. August 2017

Individual-Urlaub gegen Pauschalreise

Für meine Lebensgefährtin Ulli ist individuelles Reisen nur bedingt Erholung. Mittags nicht zu wissen, wohin man abends seinen Kopf bettet, macht sie nervös und erzeugt bei ihr Stress. Ihre schönsten Urlaube hatte sie mit Wikinger-Reisen in einer kleinen Gruppe; man muss nur hinter dem Reiseleiter herlaufen, hat sofort Ansprache bei den Mitreisenden, ist nie alleine und muss sich um absolut gar nichts kümmern. Ein gutes Reiseunternehmen weiß, wo die Highlights sind, man hat ja die Tour schon viele Male durchgeführt.
Bei mir ist es genau umgekehrt. Ich mag es nicht, unselbständig hinter einem Reiseleiter her zu dappeln und zu tun, was er mir vorgibt. An manchen Stellen will ich länger verweilen, andere interessieren mich gar nicht. Im Pulk mit anderen Gruppenmitglieder besteht nur selten die Chance, in Gespräche mit Einheimischen zu kommen, und nicht immer bin ich mit den Mitreisenden auf einer Wellenlänge. Ich lasse mich auch gerne überraschen, welchen Platz ich zum Übernachten finde. Dass man bei einem Individualurlaub weniger Geld ausgibt als bei einer gebuchten Reise, ist allerdings eine Mär; gegen Gruppen-Flüge und -Eintritte sowie Sonderkonditionen für Reiseunternehmen kommt man kaum an, und auch beim Aspekt Sicherheit geht der Punkt ganz klar an den Pauschalurlaub.
Warum dann trotzdem auf eigene Faust? Vorfreude und Planung spielen dabei für mich eine große Rolle. Einen Pauschalurlaub buche ich einige Monate vor Reisebeginn, dann kümmere ich mich erst wieder kurz vor der Abfahrt darum, die richtigen Klamotten einzupacken und rechtzeitig am Flughafen zu sein. Die eigenständige Planung einer Reise erfordert meist eine viel längere Vorbereitung, die Reise muss zunächst erst mal geplant werden, Tickets und Hotels müssen gebucht werden, und mit eigenem Fahrzeug muss auch der Transport organisiert werden. Es bleibt bis zum Start spannend, ob alles auch so funktionieren wird. Das kostet viel mehr Arbeit, allerdings ist die Freude dann auch viel größer, wenn alles läuft wie geplant. Je flexibler man ist, desto weniger Stress hat man dabei.
Apropos Stress: man macht ja extra Urlaub, um dem normalen Stress bei Arbeit und Familie mal zu entkommen und um zu entspannen. Warum dann nicht Pauschalurlaub? Weil Stress in gewissen Maßen gesund und notwendig ist, behauptet Wissenschaftsjournalist Urs Willmann in seinem Buch "Stress - ein Lebensmittel". Unter Stress sind Tiere wie Menschen zu Höchstleistungen fähig, etwa bei Flucht oder Gefahrenabwehr. Der Krebsforscher Firdaus Dhabhar hat an der Stanford University Experimente mit Labormäusen durchgeführt: 60 Nager wurden regelmäßig mit ultravioletten Licht bestrahlt. Die Hälfte davon wurde vorher gestresst, indem sie für 2 1/2 Stunden in eine enge Plastikröhre gesperrt wurden. Das überraschende Ergebnis war, dass die gestressten Tiere weniger Tumore entwickelten und diese langsamer wuchsen. Akuter Stress fördert also offensichtlich die Immunabwehr der Mäuse.
Deren Blut wurde daraufhin auf Alarmsubstanzen untersucht, und es wurden viele davon gefunden: Interleukine hemmen Entzündungen, Interferone wirken gegen Tumorzellen, Chemokine bereiten den Körper auf den Kampf mit dem Feind vor und geben den Immunzellen die Richtung vor, wo sie gebraucht werden. Stress schützt also unseren Körper. Und deshalb muss man kein Adrenalinjunkie sein, um Stress zu mögen. Kein Wunder, dass immer neue Aktion- und Fun-Sportarten wie Basejumpen, Kite-Surfen oder Canyoning erfunden und von vielen geliebt werden. Solch ein kurzzeitiger Stress fördert unser Allgemeinbefinden und macht uns glücklich. Dauerhafter Stress führt allerdings dazu, dass der Körper das ausgeschüttete Adrenalin und Cortisol nicht mehr abbauen kann, was zu allen möglichen Krankheiten und Beschwerden führen kann. Interessanterweise leiden nicht die tollen Manager, die sich im Betrieb unentbehrlich fühlen und oft 60 Stunden die Woche in Aktion sind, am meisten an Stresssymptomen, sondern Arbeitslose durch Unterforderung und Frustration, wie eine Studie der DAK ergab.
Es geht also darum, die Balance zu finden bei dieser Reise. Vorfreude ist schon lange da, und je näher der Termin der Abreise rückt, desto mehr kommt ein wenig Angst vor dem Unbekannten dazu, was da wohl auf mich zukommen wird. Das ist gut so, es macht vorsichtig. Mit jedem Tag einer Reise erfährt man mehr über das Land und die Leute, und die Angst wird kleiner. Dieses Gefühl am Ende einer Reise "ich hab's geschafft", das habe ich bei meinen selbst organisierten Reisen in viel stärkerem Maße erfahren als bei jeder Pauschalreise, auch wenn ich in Südamerika 2014 bei einem Überfall oder 2011 bei einem Unfall in der Mongolei durchaus auch negative Erfahrungen machen musste.
Eine nicht unbedeutende Rolle bei der Stresserhöhung spielen derzeit die Politiker. Erdogan beschimpft regelmäßig die deutschen Politiker, und Außenminister Gabriel hat nichts Besseres zu tun als den Deutschen von einer Türkeireise abzuraten. Wenn er dann wenigstens gleich eine Reisewarnung über das Auswärtige Amt ausgesprochen hätte, dann könnten viele von ihrem gebuchten Pauschalurlaub kostengünstig zurücktreten oder umbuchen. So aber müssten sie ihren Urlaub entweder verfallen lassen, oder aber trotzdem fahren, mit einem mulmigen Gefühl. Ich werde den Verdacht nicht los, dass es sich hier um Wahlkampfmanöver handelt; wenn man auf den Andern zeigen kann, fallen die selbst gemachten Fehler nicht so auf. Trump gibt sich auch alle Mühe, niemanden zur Ruhe kommen zu lassen. Wenn er mit dem Ku Klux Klan und anderem rechten Gesocks sympathisiert, die sich in den Staaten mit Hakenkreuz und Hitlerparolen immer offener zeigen, mag das ja eine amerikanische Angelegenheit sein, aber der Handelskrieg mit Russland, das Säbelrasseln wegen Nordkorea und die Verschärfung fast jeden Konflikts auf dieser Erde sind für offene Grenzen, die man zum Reisen braucht, einfach nur hinderlich. Früher gab es mal so etwas wie Geheimdiplomatie, etwa von Henry Kissinger, da hat man erst etwas veröffentlicht, wenn ein Ergebnis erreicht wurde. Heute twittert der Mann an den Atomknöpfen zuerst, dann wird das alles in den Medien breitgetreten und jeder gibt seine Meinung dazu kund, und am Ende bildet sich Trump aus diesem ganzen Meinungsbrei seine eigene Meinung. Nur ist es dann für Verhandlungen meist schon zu spät, niemand will sein Gesicht verlieren. Bleibt dann noch seine Drohung des militärischen Eingreifens ....
Das letzte Wochenende vor dem Start ist eingeläutet, es bleibt nicht mehr viel Zeit. Wenn möglich, will ich am Sonntag Abend das Motorrad fix und fertig gepackt in der Garage stehen haben.  Kurz vor der Abreise ist bei lonely planet noch die aktuelle Ausgabe des  Reiseführers IRAN erschienen. Ich habe zwar schon den von Reise KnowHow, aber so ein ebook wiegt ja nichts. Und bei Eingabe des Promocode "JUMP" gibt es jedes ebook bei lonely planet bis Ende August noch zum Superpreis von 5,95 Euro!
             

Samstag, 19. August 2017

Die Achse des Bösen

Könnt ihr euch noch an den Begriff "Achse des Bösen" erinnern, unter welchem George W. Bush 2002 die sogenannten "Schurkenstaaten" Nordkorea, Irak, Iran und Syrien zu Gegnern der westlichen Welt und deren Werten ausgerufen hat? Hört man die Nachrichten heute, fühlt man sich verdammt an diese Ära erinnert. Mit einem kleinen Unterschied: Syrien als wunderbares Beispiel eines friedlichen und multikulturellen Zusammenlebens von Muslimen, arabischen Christen und Drusen sowie Kurden hat praktisch aufgehört zu existieren, der Irak zerfällt nach Abzug der westlichen Truppen und bürgerkriegsähnlichen Zuständen, und beide Länder sind inzwischen Heimat von IS, ISIL, Dschabhat al-Nusra, der Freien Syrischen Armee (FSA) sowie diverser Kurdenmilizen. Die Türken fühlen sich von der PKK bzw. der PYD bedroht, Russen und Chinesen unterstützen Assad, den die westlichen Länder und die USA gerne loswerden wollen, und Iran, Saudi-Arabien und Israel versuchen ebenfalls, ihre eigenen Interessen zu wahren. Leidtragende sind immer die Einheimischen selbst, die nun auf ihrer Flucht vor Gewalt und Zerstörung auch für uns zum Problem werden.
Hat sich in diesen 15 Jahren für irgendjemanden durch Bush's Kriegstreiberei etwas zum Positiven verändert? Ich glaube nein, wenn man von den gewissenlosen Geschäftemachern und Kriegsprofiteuren mal absieht, die ganz oft auch eine deutsche Firmenanschrift haben. Und doch haben wir mit Trump wieder denselben Typus an den Hebeln der Macht sitzen wie damals, noch dazu einen, der seine Emotionen nicht im Griff hat und meint, das alles sei ein Spiel, dass nur er gewinnen könne. Der Streit mit Kim Jong Un erinnert mich an zwei Kleinkinder im Sandkasten, die sich um ein Spielzeug streiten und mit Sand bewerfen. Man fragt sich, warum ein Viertel der Wahlberechtigten, das sind immerhin 60 Millionen Amerikaner, einem solchen Egomanen ihre Stimme gegeben haben; und noch schlimmer, warum 120 Millionen überhaupt nicht gewählt und damit dieses Desaster erst zugelassen haben! Kein Wunder, dass viele Menschen - und ich gehöre auch dazu - keine besonders hohe Meinung von den "Amis" haben.
Nachdem ich 2006 bereits Syrien einen ausgiebigen Besuch mit dem Motorrad abgestattet und die Syrer als überaus gastfreundlich und herzlich wahrgenommen hatte, soll es dieses Mal wieder in einen "Schurkenstaat" gehen. Ich bin nach dem Lesen vieler Reiseberichte ganz sicher, dass auch der Iran und seine Menschen mich positiv überraschen werden. Natürlich wird ein iranischer Stempel im Pass von den US-Behörden sanktioniert, man kann damit nicht mehr an dem vereinfachten Visa Waiver Programm teilnehmen und muss bei jedem USA-Besuch ein reguläres Visum beantragen. Aber das nehme ich in Kauf. Und sollte ich als Rentner dann doch noch die amerikanischen Nationalparks und Alaska besuchen oder gar meinen Traum vom Pacific Crest Trail verwirklichen wollen, dann brauche ich sowieso ein richtiges 180 Tage gültiges Visum.
Noch knapp 2 Wochen, dann geht es los. Da ich nur noch 2 Wochenende für die Vorbereitung habe, weil ich während der Woche in Hannover arbeiten bin, werde ich langsam doch etwas nervös, es gibt noch viel zu tun. Darüberhinaus bin ich vor 2 Tagen Urgroßvater geworden, da möchte ich mir den neuen Urenkel doch gerne noch kennenlernen.
Als eine für mich Laien sehr zeitaufwendige Vorbereitung hat sich das Thema Kommunikation herausgestellt. Ähnlich wie bei uns die Schurkenstaaten zum Gegner von Freiheit und Menschenrechten gebrandmarkt werden, versuchen sich diese umgekehrt auch gegen die Einflüsse von Kapitalismus und ungezügeltem Konsum einerseits sowie unerwünschter politischer und religiöser Einflußnahme andererseits abzuschirmen. Das kann von völligem Ausschluss der Nutzer vom Internet bis zu einer extremen Zensur durch Filtern des gesamten Internetverkehrs reichen. Auch das Herabsetzen der Übertragungsgeschwindigkeit ist ein  beliebtes Instrument, das etwa im Iran zusätzlich angewendet wird. Nach den Berichten von Iran-Reisenden soll es aber trotzdem möglich sein, über eine VPN-Verbindung auf die meisten Web-Adressen zugreifen zu können. Zwar werden die IP-Adressen von VPN-Anbietern nach Entdeckung durch das Filtersystem oft gesperrt, aber meist wechselt der Provider dann die Adresse, und der Zugriff klappt wieder. Auch in der Türkei gibt es inzwischen einen Wettlauf zwischen Zensur und findigen Usern, die auf Umwegen trotzdem alle gewünschten Infos aus dem Netz ziehen können.
Eine solche Zensur bietet durchaus auch Vorteile, etwa den Schutz gegen Angriffe jeglicher Art von außen. Man kann pornographische Seiten oder solche  mit pädophilen Hintergrund einfach sperren, Werbung blockieren oder das Darknet überwachen. Andererseits kann man dann kaum noch von Informationsfreiheit sprechen, andere bestimmen darüber, welche Informationen wir erhalten. Aber seien wir mal ehrlich, eine solche Informationsfreiheit gibt es auch bei uns schon lange nicht mehr. Wer bei GOOGLE nach einem bestimmten Begriff sucht, der bekommt das, was Dr.Google ihm präsentieren will. Und das hat ganz viel mit Geld zu tun. Wer z.B. nach einer Lebensversicherung sucht, bekommt die Versicherungen auf der ersten Seite angezeigt, die pro Klick im Internet am meisten zahlen. Ich arbeite momentan bei einer Versicherung und war selbst ganz überrascht, dass hier für die Anzeige und den Aufruf des Versicherungs-Links zweistellige Eurobeträge über den Tisch gehen! Wohlgemerkt pro Klick im Internet! Dass ein solcher Konzern wie Google in Deutschland trotzdem so gut wie keine Steuern bezahlen muss, ist für mich schlichtweg unbegreiflich. Aber wir Deutschen lieben ja keine Experimente, also werden wohl auch diesen Herbst dieselben Politiker wiedergewählt werden, die in der Vergangenheit schon soviel angerichtet haben.
Briefwahl ist bequem
Zurück zur Internetfreiheit; die größte Freiheit hat man wohl, wenn man im Urlaub schlicht ganz auf die Kommunikation mit daheim verzichtet. In meiner Jugend war das Standard: die Postkarten kamen erst nach Wochen zuhause an, da war man selbst schon längst wieder zurück, und Telefonieren ohne Smartphone war teuer und umständlich. Aber niemand hatte damals das Gefühl, etwas zu vermissen. Ganz im Gegenteil, die Verabschiedung und der Empfang waren herzlicher, und man hatte ganz viel Neues zu erzählen. Heute haben die Daheimgebliebenen schon alles im Blog oder Facebook mitgelesen, Bilder gesehen und die Nachricht "ich bin gleich zuhause" auf Whatsapp empfangen. Was ist besser?
Trotzdem, wenn es die Möglichkeit zur Kommunikation gibt, warum soll man sie nicht nutzen. Die meisten VPN-Anbieter wollen ihre Dienste über einen längeren Zeitraum verkaufen, je kürzer, desto teurer. Über ein solches Abo hatte ich auch nachgedacht, bin aber dann doch davon abgekommen. Stattdessen habe ich versucht, mir auf dem Smartphone und meinem Reisecomputer eine VPN-Verbindung zur Fritzbox daheim einzurichten. VPN ist die Abkürzung für Virtual Private Network, eine Art Privatleitung, auf die Andere nicht zugreifen können. Dazu braucht es auf Empfänger- und Sender-Seite zwei unterschiedliche IP-Adressen, über die die beiden Partner ansprechbar sind, sowie ein Verfahren zur Anmeldung und gegenseitigen Berechtigungsvergabe. Die Daten selbst werden dann verschlüsselt übertragen. Klingt einfach, ist es eigentlich auch, aber der Teufel steckt wie immer im Detail. Die Fritzbox daheim wird nämlich bei den meisten Providern einmal täglich vom Netz getrennt und wieder angemeldet. Nach dieser Zwangstrennung erhält sie eine neue IP-Adresse, unter der sie ansprechbar ist. Man müsste also bei der VPN-Verbindung täglich eine neue Konfiguration erstellen, und vor allem müsste man die neue Adresse der Fritzbox von daheim irgendwie mitgeteilt bekommen. In der Praxis ist das nicht realisierbar. Abhilfe schaffen sogenannte DYNDNS-Adresse, die es von manchen Anbietern auch kostenlos gibt. Man bekommt eine feste DYNDNS-Adresse, die man bei der Konfiguration des VPN-Tunnels benutzt und die immer gleich bleibt. Die Fritzbox wiederum schickt bei jeder Zwangstrennung z.B. durch die Telekom die geänderte IP-Adresse an den DYNDNS-Provider, wo sie mit der festen DYNDNS-Adresse gematched wird. Eine zweite Möglichkeit ist die Anlage eine MyFritz-Kontos bei AVM. Dieses dürfte auf Dauer kostenlos bleiben und macht letztendlich nichts anderes auch. Die mit MyFritz erzeugte Zufalls-Adresse wird fest in der Fritzbox gespeichert. Nun muss man dort noch VPN-User anlegen und kann dann die Daten auslesen, die man zum Einrichten des VPN-Tunnels braucht.

Fritzbox Internet Monitor
In meinem Android-Smartphone musste ich für die Konfiguration des VPN lediglich Einstellungen, weitere Einstellungen und VPN drücken und die Daten aus der Fritzbox verwenden. Startet man dann die VPN-Verbindung, sieht man auf dem Handy das Schlüsselsymbol. In der Fritzbox wiederum wird die bestehende VPN-Verbindung unter Internet Monitor mit einem grünen Punkt angezeigt. Ob man wirklich ins eigene Netz daheim kommt, kann man mit dem Aufruf der Fritzbox daheim testen. Hat man dann MyFritz und FritzFon als App auf dem Smartphone installiert, kann man sich über VPN an die eigene Fritzbox anmelden und mit der Festnetznummer daheim zu den dort gültigen Tarifen jeden Anruf tätigen, auch vom Ausland aus. Bin ich also in der Türkei im WLAN eines Hotels, kann ich dann über VPN und meine Fritzbox daheim meine Kinder kostenlos anrufen , und sie sehen auf dem Display unsere Festnetznummer daheim. Mit MagentaEINS der Telekom sind ja auch Mobilfunknummer kostenlos. Ausprobiert habe ich das bereits, scheint zu klappen. Ob das auch im Iran mit den geringen Übertragungsgeschwindigkeiten funktionieren wird, das sehe ich erst dort. Gegenüber Whatsapp hat diese Methode den Vorteil dass ich wirklich jeden anrufen kann, nicht nur diejenigen, die Whatsapp haben.
hier habe ich das VPN auf den Handy aktiviert
Nach einer Woche in Hannover mit ziemlich kurzen Nächten, in denen ich mich am Einrichten der VPN-Verbindung auch über den Laptop verbissen hatte, ist mir das nun auch gelungen. Das Problem: mit Windows 10 unterstützt das System kein IPSec XAuth mehr, das ist Microsoft zu unsicher. Dumm ist nur, dass die AVM Software Fritz Fernzugang auf genau diesem Protokoll aufsetzt. Mit Win10 gibt es den Fehler "VPN Driver not found". Zum Glück gibt es mit Shrew Soft VPN Client ein kostenloses Programm, mit dem die Einrichtung des VPN Tunnels trotzdem möglich ist. Dieses liefert nämlich die IPSec Treiber gleich mit. Es gibt tausende von Anleitungen im Internet, aber letztlich führt nur das Ausprobieren aller Schalter zum Ziel, und das sind eine ganze Menge. Jedenfalls komme ich jetzt über den VPN-Tunnel zu meiner Fritzbox daheim und kann von dort ins Internet gehen. Ob ich das im Iran dann wirklich brauche, wird sich zeigen.

VPN Access Manager Phase2
VPN Access Manager Client Konfiguration

Sonntag, 6. August 2017

ein deutscher Sommer


Sommer  2017 in Mainz
So sah es diesen Sommer eigentlich immer aus. Sonne, Wolken, Regen, ständiger Wechsel zwischen Hitze und Kälte; mir war es recht, solange ich noch jede Woche nach Hannover zum Arbeiten fahren muss. Unseren Sommerurlaub in Bayern konnten Ulli und ich zum Glück noch ohne Kosten verkürzen, nachdem der Wetterbericht Dauerregen angesagt hatte. So blieb mir mehr Zeit für die Vorbereitungen meiner Reise.
Am Samstag klingelte der Postbote und brachte nach nur 10 Tagen Bearbeitungszeit schon das Carnet vom ADAC. Das hat ja super geklappt. Gültig ab 09.September, einem Tag vor meiner geplanten Einreise in den Iran. So ein Carnet besteht aus dem Deckblatt, 25 Seiten für eben so viele Grenzübertritte, und eine Verbleibsbescheinigung. Kommt man an die Grenze, stempelt der Beamte bei der Einreise auf einem Blatt den Teil ganz oben links und den letzten Teil ganz unten ab. Letzterer wird bei der Einreise abgerissen und verbleibt beim Zoll. Bei der Ausreise wird dann auf dem obersten Teil rechts abgestempelt, und der zweite Teil verbleibt abgestempelt und unterschrieben beim Zoll. Jedes Land hat damit einen Zettel für die Einreise und einen für die Ausreise an der jeweiligen Grenzstation, man selbst hat den Ein- und Ausreisestempel im Carnet. Man sollte tunlichst darauf achten, dass die Grenzbeamten das auch genauso handhaben, sonst kann nicht nur die Kaution beim ADAC flöten gehen, sondern noch wesentlich mehr.
Carnet Blatt 1
Von einem Geburtstags-Gutschein besorgte ich mir beim örtlichen Buchhandel ein Bildwörterbuch Persisch-Deutsch. Zugegeben, das Teil wiegt über 600 g, aber da ich ja allein reise und kein Farsi spreche, muss es sein. Gesehen hatte ich so etwas zum ersten Mal bei Hartmut in der Mongolei. Das Tolle: unter dem Bild steht nicht nur der deutsche Begriff, sondern dasselbe auch auf Farsi, und die Lautschrift ist auch noch darunter. Benzin heißt auch auf Farsi "benzin", die Gitarre "gitar-e akostik" und der Gaskocher "gaz pikniki"; na also, das scheint ja gar nicht so schwer zu sein.
rund ums Mopped
und beim Campen
4 Wochen vor meiner Abreise hat sich nun auch endgültig geklärt, ob ich ganz alleine im Iran unterwegs sein werde oder darauf hoffen kann, dort auf bekannte Gesichter zu treffen. Wie ihr ja weiter unten lesen konntet, wollten ursprünglich mal 10 Interessierte mit. Helmut erschien eine solche Gruppe zu groß, er schloss sich mit Martina und Hartmut zusammen, um in kleiner Gruppe unterwegs zu sein. Sie suchten nach einem Direkttransport der Motorräder in den Iran, was sich aber nicht realisieren ließ. Die Gruppe um Marco wiederum hatte sich angesichts der Verhältnisse in der Türkei entschlossen, den Hin- und Rücktransport der Mopeds über Tiflis (Georgien) abzuwickeln. Bei ihnen sprang aber einer nach dem Andern aus familiären wie auch anderen Gründen ab, so dass Marco schließlich die ganze Tour für dieses Jahr abblasen musste. Ich war dann schon darauf eingestellt, als Einziger unterwegs zu sein, als Hartmut mir vor wenigen Tagen sagte, dass er, Martina und Helmut ihre Motorräder nun auch über Tiflis transportieren lassen würden und sogar noch länger dort unterwegs sein wollten wie ich. Sie fliegen bereits Ende August nach Tiflis und wollen dann über Aserbeidschan ans Kaspische Meer im Iran. Da ich für die Anreise rund 1 1/2 Wochen brauche, werden sie ein ganzes Stück vor mir herfahren. Allerdings wollen sie einige Tage nach Teheran, das ich auslassen möchte. Und auch Mashad steht auf ihrem Programm, während ich schon vorher nach Süden in die Wüste abbiegen will. Ihr Rückflug ab Tiflis ist wohl nur ein oder zwei Tage nach meinem, so dass ich guter Hoffnung bin, sie im zweiten Teil meiner Reise öfter mal zu Gesicht zu bekommen. Leider ist es ja mit der Verständigung im Iran nicht so einfach, ein Anruf übers deutsche Netz kostet gleich 3 Euro. Aber gefreut habe ich mich auf jeden Fall sehr.