Donnerstag, 6. April 2017

Menschen woanders sind anders ....

Schon in Deutschland trifft man in den einzelnen Bundesländern auf recht unterschiedliche Menschen und Mentalitäten. So gelten die Norddeutschen als wortkarg, beim Fehlen der dort fast immer vorhandenen Brise sprechen sie gleich von "drückender Luft". Die Schwaben dagegen halten die dicke Luft in Stuttgart gut aus und sind nicht nur sehr gesprächig, sondern gelten auch als Erfinder des Geizes. Und seit der Wiedervereinigung beschimpfen sich West und Ost als „Jammer-Ossis“ und „arrogante Besser-Wessis“. Wenn schon bei uns eine so große Vielfalt zu finden ist, wie ist es dann erst in fremden Ländern und Kulturen?
Ein wichtiger Unterschied, der auch den Daheimgebliebenen durch den Zuzug der vielen islamischen Flüchtlinge vor Augen geführt wird, ist die Religionszugehörigkeit. Im Gegensatz zu vielen anderen Staaten wie etwa dem Iran oder Saudi-Arabien gibt es bei uns eine strikte Trennung von Religion und Politik. Andere Religionen wie die verschiedenen Formen des Islam, der Buddhismus, der Hinduismus, das Judentum oder die verschiedeneren Ausprägungen bestimmter Ethnien können bei uns genauso ausgeübt werden wie das Christentum oder der Atheismus. Der Einfluss der Kirche auf Politik und Staat ist bei uns zwar immer noch da, aber mit der zunehmenden Säkularisierung der letzten hundert Jahre nimmt er ständig ab. Wusstet ihr, dass 1950 lediglich 3,6 Prozent aller Deutschen konfessionslos waren, 2013 aber schon 33 Prozent? Auch in meinem Reiseziel Türkei gab es mit dem Laizismus seit 1923 eine Trennung von Staat und Religion und die Abkehr vom Osmanischen Kalifat. Ob das in der nächsten Zeit so bleiben wird? Noch entscheiden die Türken selber über ihre Zukunft. Im Iran dagegen durchdringt seit der Islamischen Revolution vor fast 40 Jahren die Religion so gut wie jeden Winkel des sozialen Lebens. Über 99 % der Iraner sind Muslime, davon bekennen sich die meisten zur Staatsreligion "Zwölfer-Schia", der Rest zum sunnitischen Islam. Der Unterschied zwischen Schiiten und Sunniten besteht in der Frage, wer zum Führen der islamischen Gemeinde legitimiert ist. Bei den Schiiten sind das nur direkte Nachkommen des Propheten Mohammed, die Imame. Es gab einst 11 Imame, aber auch noch einen verborgenen 12.ten Imam, der irgendwann auf die Erde zurückkehren, den Islam überall verbreiten und eine Ära einleiten soll, die dem Ende der Welt vorausgeht. Artikel 13 und 14 der iranischen Verfassung schützen auch religiöse Minderheiten wie das Christentum, das Judentum oder der Zoroastrismus. Deren Mitglieder müssen aber die Kleidervorschriften befolgen und dürfen keine Muslime als Mitglieder werben. Was wohl sowieso eher theoretischer Natur sein dürfte, wird der Abfall vom Islam im Iran doch mit der Todesstrafe geahndet.
Für die Entwicklung eines Landes von enormer Bedeutung sind Bildung und Wohlstand. Schaut man auf die folgende Tabelle von 2015, so liegt Deutschland mit rund 41000€ durchschnittlichem Jahreseinkommen auf Platz 18. Jeder Schweizer hat fast doppelt so viel, in Monaco ist es sogar das Dreifache. Allerdings sind dort natürlich auch die Lebenshaltungskosten entsprechend höher. Jeder Grieche verdient etwa halb so viel wie ein Deutscher, und jeder Türke sogar nur ein Viertel. Kein Wunder, dass es sich immer noch lohnt, in Deutschland zu arbeiten und sein Geld in die Heimat zu schicken. Ein Iraner hat noch einmal die Hälfte des türkischen Durchschnittseinkommens und damit rund ein Zehntel eines Deutschen. Doch vergessen wir auch hier nicht die Kosten; so bezahlt ein Iraner für den Liter Benzin momentan 37 Cent, bei uns sind es viermal so viel. Ganz am Ende der Skala kommen dann viele afrikanische Staaten, z.B. Äthiopien mit 532€, aber auch Afghanistan mit 550€ Jahresbruttoeinkommen. Wenn ich diese Zahlen sehe, wird mir auch klar, dass für jeden zukünftigen Flüchtling Europa der Garten Eden sein muss. Hat man erst die Strapazen der Flucht geschafft, bekommt man etwa in Deutschland für Nichtstun jeden Monat das an Geld vom Staat, was man zuhause in harter Arbeit nur im ganzen Jahr verdienen kann. Dass die Kosten für den Lebensunterhalt bei uns aber auch entsprechend hoch sind, daran denkt vorher sicher keiner. Hauptsache raus aus der Armut und ab ins Gelobte Land!
Und was geben die einzelnen Länder aus für ihre Zukunft? Deutschland liegt mit 5,1% vom BIP, die für Bildung ausgegeben werden, auf dem bescheidenen Platz 74, noch vor dem Iran mit 3,7% und der Türkei mit 2,9%. Alle Nordeuropäer stehen vor uns, Dänemark mit 8,7% auf Platz 8. Die Spitzenpositionen halten allerdings Kuba mit 12,8% und Lesotho mit 13% vom BIP. Da gibt es bei uns noch eine Menge Nachholbedarf, zumal in Deutschland etwa ein Fünftel aller Kinder an der Armutsgrenze lebt und beim Thema Bildung krass benachteiligt wird. Kein Wunder, dass es in Deutschland 7,5 Millionen funktionale Analphabeten gibt, und die Zahl könnte mit der weiteren Verdrängung des Bücherlesens durch die sozialen Medien und das Smartphone noch steigen. Ich wundere mich immer öfter, dass selbst in Führungspositionen zwar immer mehr Abkürzungen und Anglizismen verwendet werden, aber kein richtiges Deutsch mehr. Ihr kennt sicher alle das Bild aus dem Biologiebuch, wie sich im Laufe der Evolution aus dem Affen über den Urmenschen der Homo sapiens mit seinem aufrechten Gang entwickelt hat. Wie wird es weitergehen? Ich vermute, wir sind schon dabei, uns geradewegs wieder zurück zu einem affenähnlichen Wesen zu entwickeln. Wenn ich die vielen Menschen um mich herum sehe, die in schon wieder gebückter Haltung auf ihr Handy starren und entzückt über ein „Like“ oder „Smilie“ sind, dann ist das in meinen Augen Rückschritt pur! Wie die Lemminge laufen die Smombies (Smartphone Zombies) den Trends und Hypes hinterher und nicht selten mit Kopfhörer drauf direkt in die Straßenbahn.
Eine interessante und mir bis dahin nicht bekannte Information las ich in dem schönen und auch kritischen Buch von Christopher Many „Hinter dem Horizont links“ über seine Reise mit einem uralten Land Rover. Im Kapitel über Äthiopien fragte der sich, warum ausgerechnet in einem afrikanischen Land, das nie richtig kolonisiert wurde, die Eigenverantwortung für Leben und Zukunft kaum wahrgenommen und stattdessen immer nur die Hand aufgehalten wird mit der Forderung nach Hilfe von außen. Jeder Äthiopien-Reisende berichtet von den Kindern mit ihren „youyou“ und „money“ Rufen, die Steine werfen, wenn sie nichts bekommen. Äthiopien hatte 1960 etwa 22 Millionen Einwohner, heute sind es viermal so viele, und 2040 wird sich die Bevölkerungszahl erneut auf etwa 160 Millionen Menschen verdoppelt haben. Es gab dort schon immer Hungersnöte, oft nur in einzelnen Provinzen. Um die Ackerfläche zu vergrößern, rodete man den Wald. 1960 waren noch 37 % des Landes Wald, 2012 nur noch 3 %. Der Wald aber schützte die Ackerflächen vor Erosion, und so gehen die Ackerflächen wieder zurück. Der Verfall der Kaffeepreise trug zusätzlich zu einer Verschlechterung der Lebensbedingungen bei. Allerdings exportiert Äthiopien Kaffee und Ölsamen sowie Vieh in viele Länder der Welt, sein Nutztierbestand ist der größte in Afrika. Es gibt große ungenutzte Vorkommen an Kohle, Edelsteinen, Gold, Erdgas, Eisenerz, Öl, Kupfer, Platin und Uran, der am Blauen Nil durch Wasserkraft gewonnene Strom wird sogar in den Sudan exportiert. Jeder Europäer würde sich nun fragen, wie man den Hungersnöten langfristig Einhalt gebieten könnte. Etwa durch drastische Reduzierung der Geburtenrate, vorausschauende Planung in der Landwirtschaft, das Anlegen von Wasserreservoirs , der Nutzung vorhandener Ressourcen, der Reduzierung der vielen Feiertage , der Aufhebung des Fastengebots an 180 Tagen im Jahr(!) und dem massiven Ausbau der Infrastruktur. Warum können das die Äthiopier nicht? Hier nun verweist Many auf weltweite Studien zum Intelligenzquotient, die 2006 von Richard Lynn veröffentlicht wurden. Danach hat ein durchschnittlicher Deutscher einen IQ von 100, ein Äthiopier kommt jedoch nur auf einen IQ von 61, bei dem man bei uns in Behandlung käme, um es einmal vorsichtig auszudrücken. Man kann ja zur IQ-Messung, die übrigens eine europäische Erfindung ist, stehen wie man will, aber es gibt eindeutig regionsspezifische Unterschiede. IQ meint Auffassungs- und Kombinationsgabe sowie Lernfähigkeit ohne Einfluss des Bildungsniveaus und der vorhandenen Leistung. Theoretisch sollte also ein Analphabet aus Afrika denselben IQ wie ein studierter Europäer haben können, was ich aber doch sehr bezweifele. Ganz vorne im Ranking liegen übrigens die Länder im Nordosten Asiens, also Singapur, Hongkong, Japan, Südkorea, Taiwan und China. Ein Erklärungsversuch dafür sieht einen Zusammenhang zwischen Temperaturen und IQ. In den heißen afrikanischen Ländern ist der Körper eines Heranwachsenden voll mit dem Überleben in der Hitze beschäftigt, während Kinder im klimatisch günstigeren Norden ihre ganze Energie für das Gehirnwachstum einsetzen können. Menschen beispielsweise in Äthiopien fehlt oft das abstrakte Denkvermögen, sie sind mit dem Hier und Jetzt beschäftigt, kümmern sich um den Nachwuchs, Essen und Trinken. Bekommen sie einen Sack Getreide, wird der restlos aufgegessen statt einen Teil für das nächste Jahr wieder anzubauen. Haben sie eine Angel, wird der See leergefischt. An Morgen denken sie nicht, es ist in ihren Augen sinnlos, weil sie gar nicht wissen, was morgen ist. Wie ganz anders ist da doch unsere deutsche Vorgehensweise, indem wir uns selbst gegen ganz unwahrscheinliche Ereignisse in der Zukunft absichern wollen. Bitte verwechselt nicht IQ mit Dummheit. Wenn ein Europäer mit einem Äthiopier einen Monat im Busch unterwegs wäre, ist mit Sicherheit der Europäer der Dumme, weil er nicht weiß, wie man überlebt und wo man etwas zu Essen herbekommt. Äthiopien ist nur ein afrikanisches Land von vielen mit denselben Problemen. Derzeit leben 1,1 Milliarden Menschen in diesem Erdteil, bis 2050 wird sich ihre Anzahl auf über 2 Milliarden verdoppelt haben. Wenn dieser explosionsartigen Zunahme nicht Einhalt geboten wird, ist der einzige Weg aus diesem Dilemma die Migration in den „“reichen Norden“. Ob wir einen solchen Ansturm schultern können, daran habe ich doch erhebliche Zweifel. Gegen diese Herausforderungen sind der Brexit, ein Trump oder Putin lediglich Peanuts.
Nach diesem Ausflug nach Afrika wieder zurück zu meinen Reiseländern Türkei und Iran. Beide haben etwa dieselbe Bevölkerungsanzahl wie wir Deutschen; allerdings ist die Türkei mehr als doppelt so groß und der Iran sogar fast fünfmal größer als Deutschland. Der Zuwachs ist weit höher als bei uns, allerdings Lichtjahre entfernt von dem in einigen afrikanischen Staaten. Auch hier zeigt sich, dass mit zunehmender Bildung die Anzahl an Nachkommen sinkt. Während die Türkei irgendwo zwischen westlichen Kapitalismus und Moderne einerseits sowie ihren eigenen Tradition andererseits steht, ist das öffentliche Leben im Iran durch die Religionsvorschriften neu ausgerichtet worden. Was uns Westeuropäern schon bei der Beantragung des Visums ins Auge sticht, ist die Kleiderordnung. Keine kurzen Hosen oder T-Shirt für Männer, Frauen müssen darüber hinaus sogar noch Mantel und Kopftuch tragen. Alkohol ist generell verboten, pornografisches Material ebenso; wenn ich an die Hooligans bei einem Fußballspiel mit dem Bier in der Hand oder an die Alkoholleichen auf dem Münchner Oktoberfest denke, gar keine schlechte Regel. Im privaten Umfeld scheint es nach Reiseberichten ja durchaus Ausnahmen zu geben. Diskotheken gibt es auch nicht, Musikveranstaltungen unterliegen der Zensur. Öffentliche Knutscherei ist auch verpönt, aber die iranische Geburtenrate ist trotzdem höher als bei uns. Männer und Frauen fahren getrennt voneinander im Bus, was sich bei uns sicher so manche Frau im überfüllten Bus wünschen würde. Händeschütteln ist auch nicht angesagt, und als fremder Mann darf man auf keinen Fall eine Frau berühren. Das gipfelt darin, dass man bei erster Hilfe notfalls auf eine Frau warten muss, hat aber andererseits für alleinreisende Frauen auch den Vorteil, dass man nicht angebaggert wird. Die Nase schnäuzen sollte man auf der Toilette, Hunde gelten im Iran ebenfalls als unrein. Im Gegensatz zu uns Deutschen gelten die Iraner aber als extrem gastfreundlich und hilfsbereit. Kurzum: das Leben ist dort sicher anders, aber nicht unbedingt schlechter. Ich übe schon einmal daheim und habe seit Fasching auf jeglichen Alkohol verzichtet. Ist doch gar nicht schwer!

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