Mittwoch, 19. April 2017

'A' wie ........

Ankara: das Referendum ist gelaufen, die Türken haben sich entschieden, und zwar mit äußerst knapper Mehrheit für Erdogan's Pläne eines Präsidialsystems. Zwar kann ich nicht verstehen, wie Bürger ohne Not freiwillig auf ihre demokratischen Rechte verzichten wollen, andererseits hätte Erdogan mit Sicherheit keine Ruhe gegeben, bis er seine Vorstellungen umgesetzt hat, ob jetzt mit Neuwahlen oder einem neuen Referendum. So kann jetzt wenigstens wieder etwas Ruhe einkehren, soweit dies angesichts der Hälfte der Wähler, die dagegen waren, möglich ist.
Enttäuscht bin ich von den in Deutschland lebenden Türken mit doppelter sowie rein türkischer Staatsbürgerschaft, von denen zwei Drittel pro Erdogan waren. Sich im demokratischen Deutschland ein schönes Leben zu machen und gutes Geld zu verdienen, dann aber in der Türkei die andere Seite zu wählen, das passt in meinen Augen nicht zusammen. Den Hammer finde ich allerdings die Tatsache, dass Türken mit doppelter Staatsbürgerschaft auch in Deutschland noch einmal zur Wahl im September gehen und damit gleich zweimal ihrer Stimme Ausdruck geben dürfen, während wir deutschen Wähler nur eine Stimme haben. Wenn ich zu entscheiden hätte, gäbe es wieder das schon einmal bestehende Einstaatenprinzip, nach dem der deutsche Pass zurückgegeben werden muss, wenn noch eine andere Staatsbürgerschaft existiert. Nur Türken mit deutschem Pass sollten gleiche Rechte und Unterstützung wie die Deutschen bekommen. Wer den türkischen Pass behalten will, bekommt dann etwa das Kindergeld nur noch in Höhe des in der Türkei ausbezahlten Kindergeldes, das sind pro Kind und Monat lediglich 10 Euro. Sich überall die Rosinen herauszupicken hat dann ein Ende, und wer denkt, dass es Erdogan besser macht, sollte auch gleich wieder zu ihm zurückgehen. Übrigens: ich wähle nicht AfD, also stellt mich nicht gleich in diese Ecke! Leider gibt es keine wählbare Partei, in der ich mich wiederfinde, die Antworten der Politiker auf den Brexit, die Flüchtlingskrise, die AfD oder Erdogan waren durch die Bank erbärmlich.
Inwieweit meine Planung und die Reiseroute in der Türkei durch das Ergebnis in der Türkei beeinflusst werden, können erst die nächsten Wochen und Monate zeigen. Ich hoffe, die zerfahrene Beziehung entspannt sich wieder , und Deutsche sind wieder so willkommen in der Türkei wie in der Vergangenheit. Auch im Iran wird übrigens im Mai gewählt, man kann nur hoffen, dass die Hardliner nicht die Oberhand gewinnen.  


Armut: vergangenen Monat gab es den Armutsbericht der Bundesregierung. Eine Schande, dass man über die einzelnen Formulierungen erst mal ein halbes Jahr feilschen musste, obwohl doch unbestreitbar ist, dass die Superreichen politisch einen viel größeren Einfluß haben als der Rest der Bevölkerung. Jedoch die CDU/CSU wollte das nicht im Bericht stehen haben. So ist die Anzahl derjenigen, die weniger als 60 % des durchschnittlichen Einkommens erhalten, in Deutschland auf 15,7 % oder 12,9 Millionen Menschen gestiegen. Jeder kennt sie, die Flaschensammler, die jeden Mülleimer auf der Suche nach Essensresten und Pfandflaschen durchwühlen. Sie sind nur die Spitze des Eisbergs. So stieg die Armutsquote bei Rentnern von 2005 bis 2015 von 10,7 auf 15,9 %, bei Alleinerziehenden beträgt sie 44 % und bei Erwerbslosen sogar 59 %. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander; während die ärmeren 40 Prozent der Deutschen in den letzten 20 Jahren einen Reallohnverlust von 7 % hinnehmen musste, werden die Reichen immer reicher. Die obersten 10 Prozent besitzen die Hälfte des deutschen Nettovermögens, während es die unteren 50 Prozent nur auf 1 % bringen. Frau Merkel und ihre Partei fördern diesen Trend weiter, aber der wichtigste Trendsetter war der SPD-Kanzler Schröder mit seiner Agenda 2010 und dem Verzicht auf Vermögens- und Reichen-Steuer.
Besonders krass ist dieser Armutsbericht auch deshalb, weil Deutschland mit einer Abgabenlast von durchschnittlich 49,4 % an zweiter Stelle aller OECD-Staaten steht, nur die Belgier müssen noch mehr bezahlen. Frankreich kommt auf etwa 40 % Abgaben, und die Neuseeländischen Familien können bis auf 6,2 Prozent alles für sich ausgeben. Geld sollte also genug dasein, aber das braucht man ja für Bankenrettungen, Wirtschaftsförderung und völlig unsinnige Militäraktionen wie in Afghanistan oder Mali. Kein Wunder, dass sich Unzufriedenheit und Zukunftsangst für AfD oder Front National auszahlen.


Andrea: mit Freude habe ich in einer Mail von Andrea gelesen, dass sie, Marco, Erwin, Marina und Peter nun doch in den Iran reisen werden, und das auch noch in einem Zeitfenster, das meinem recht nahe kommt. Sie lassen ihre Maschinen ebenfalls von West-East-Travel nach Tiflis bringen und fliegen von dort auch wieder nach Hause. Da hoffe ich doch, dass wir uns im Iran auch irgendwo treffen und vielleicht sogar ein Stück gemeinsam reisen können.


Amerika: Am Wochenende fliegt Jörg, mit dem ich schon zweimal in Südamerika war, zu seinem Motorrad nach Halifax, um damit bis zum Herbst die USA und Kanada zu bereisen. So etwas habe ich ja für mein Rentnerleben auch noch geplant, allerdings wohl eher mit dem Jeep.
die Alternative zum Motorrad: Jeep Wrangler
Für alle, die so neugierig auf seine Reiseberichte sind wie ich, habe ich seinen Blog rechts unten verlinkt. Das wird bestimmt eine tolle Reise!



1 Kommentar:

  1. Oh Mann Uwe, ich bin ja sooo gespannt darauf zu erfahren, wie Du mit der 690er klarkommst... Ich bereite gerade meine HP 2 fernreisetauglich auf. Mal sehen, ob das irgendwie hinhaut. Ich wünsch Dir alles Gute, vor allem für den türkischen Teil der Reise.

    Hartmut

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